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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 470

1906 - München : Oldenbourg
470 94. Ludwig I. und die Kunststadt München. Bayern und Berufene haben dabei zusammengewirkt: neben den Einheimischen Schwanthaler, Miller, Ainmiller, Ohlmüller, Stiglmayer, Ziebland, Schraudolph, Bürkel, Spitzweg Männer aus allen deutschen Gauen: Cornelius und Kaulbach, Klenze und Gärtner, Schwind und Schnorr v. Carolsfeld, Rottmann und die Heß. Auch von der Kunst gilt das schöne Wort, mit dem Thiersch die allgemeine deutsche Kultur zeichnete: ein Baum, der seine Wurzeln nach allen Seiten hin ausstreckt, aus allen Provinzen Leben zieht und dafür freigebig an jeden seine Früchte verteilt. Aber unter den Bäumen deutscher Kunst steht der mächtigste Stamm auf bayerischem Boden und eine unerläßliche Voraussetzung seines hier besonders fröhlichen Gedeihens ist doch die durch die bayerische Stammesnatur bedingte erfrischende Atmosphäre eines gesunden und farbigen Volkslebens, eines unbewußten Schönheitssinnes im Volke, wie er sich z. B. in den einzig schönen Bauernhäusern des bayerischen Gebirges und der Vorberge ausspricht, einer zwanglosen und nicht durch allzu starre Standesunterschiede eingeschnürten Geselligkeit. Auf unsere Feste darf man das Wort des Dichters anwenden, daß die Zauber der Freude wieder binden, was die Mode streng geteilt. In dem gemütlichen München, sagt Knapp, haben die Berufe das Schöne, daß sie ihren Trägern nicht das Mark aussaugen. „Ein festlich heiteres Volk" hat Treitschke die Bayern genannt und ein solches wird in der Kunstpflege vor den arbeitsameren und ernsteren, aber prosaischeren Stämmen des Nordens immer viel voraus haben. Dazu kommt die engere Fühlung Münchens mit Italien, dem ewigen Lande der Kunst. 1830 schrieb Montgelas: „München ist ein wahrer Leichnam, bedeckt mit einem Tuche von Goldbrokat, der, ohne selbst fetter zu werden, die Kräfte der Provinzen aufsaugt." Jetzt lächeln wir darüber, nicht nur wegen der kühnen Schiefheit des Bilbes. Wir lächeln ebenso über die Prophezeiung Lewalbs von 1835, daß es zur Ausführung der Ludwig- und Briennerftraße in der Länge, wie sie geplant seien, einer Bevölkerung bedürfe, die für München niemals denkbar sei. Und wenn sich anfangs wohlverdienter Spott über die Münchener ergoß, daß sie in ihren Bilder- und Skulpturtheken durch ständige Abwesenheit glänzten, werden heutzutage München und Nürnberg in Liebe und Verständnis für die Kunst von keiner deutschen Stadtbevölkerung übertroffen, von äußerst wenigen erreicht. Mögen nun andere bentsche Städte, barunter Berlin, mit reicheren materiellen Mitteln den Wettstreit in der Kunst-pflege mit der bayerischen Hanptstabt aufgenommen haben, es liegt boch keine Uberhebung und keine Unklarheit in unserem Bewußtsein, daß bei uns zwischen dem Dnrchschnittsfühlen und -benken des Künstlers und der großen Masse keine so breite Kluft gähnt wie in Berlin und daß unser Boden für Kunstpflege geeigneter ist als der nordische.

2. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 190

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 190 — Wenn ein Fuhrmann einsam auf der Straße dahinsuhr, konnte es geschehen, daß die Pferde plötzlich wie angewurzelt stehen blieben. Kein Zuruf noch Antrieb brachte sie von der Stelle. Dann nahm der Fuhrmann eine Wagenrunge, schlug damit vor die Deichsel und sprach: „Düwel, wenn du do vo siß, dann goh do vo denne!" Nun zogen die Pferde wieder an. Hatte jemand Warzen auf den Händen oder im Gesicht, dann wusch er im fließenden Wasser während des Leichengeläutes die betreffende Stelle und sprach dabei: „Wordel, Wordel wik, se verlüdt en Lik, se verlüdt en Danen in't Graww, wasket mi de Wordeln af." 54. Sa^en. Die Sage vom W e r w o l f. In der Nähe eines Bauernhauses hatte sich seit langer Zeit ein Pech- schwarzer, großer Hund mit glühenden Augen gezeigt. Er lag immer an dem Wege, der durch den Hagen führte. Ängstlich mieden die Leute den Pfad. Einmal wollte die Frau aus dem Kötterhaufe im nahen Bache Wäsche spülen. Da ninßte sie an jener Stelle vorbei. Das Herz pochte ihr, als sie mit der Karre voll Wäsche an den Busch kam. Beherzt aber fuhr sie auf den schattigen Durchgang zu. Da knackte es im Gezweig, und vor ihr stand das schwarze Tier mit den unheimlich leuchtenden Augen und knurrte sie au. Mit lautem Aufschrei lief das Weib auf den Hof zurück und brach dort ohnmächtig zusammen. Bewußtlos trug mau sie zu Bett. Erst nach langen, bangen Wochen genas sie wieder. 55. Gütersloher Mundart. Sunnerbuern, Kattenbuern unn wat süs dato hairt. Dat Niggefte ut Gützel van W. Ulenspegel. Na, Willem, siä Hennerich Striewisch, godden Dag auf, wo kümmest du denne? Dat wick di seggen, siä Willem Füchtenschnieder, ick sin in'n niggen Dorpe wirn. So? Wat hefte do dohn? Ick Hess Felle verkofft. Auf gott betalt kriageu? Ne, dat just nich, de Lüe hault de Pennige so faste, as wenn et Gold wör. No, so'n betken hefte doch gewisse verdent. Kumm, laut us tohaupe gohu, süh, da achter is Jmmelwärth, wi wollt us no sonnen Lütkeu mitniamen. Jan, ick schlo in.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 313

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 313 Sicseirt der Kaiser entdeckte ihre Anschläge, rüstete sich heimlich zur Reise nach Ungarn, setzte sich einen frischen Lorbeerkranz aus das greise Haupt und ließ sich in einer offenen Sänfte durch die Stadt Prag und zum Thor hinaustragen. Unter starker Bedeckung mußte ihm die Kaiserin folgen. Zu Znaym ließ Sigismund die Standesherrn von Böhmen, Mähren und Ungarn seinem Schwiegersöhne huldigen und vereitelte dadurch Barbaras Absichten. Hier starb der Kaiser 1437. Seinem Willen gemäß wurde die Leiche nach Großwardein geführt, Barbara seinem Testament zufolge dicht hinter seinen Sarg auf den Wagen gesetzt und, da sie sich sträubte, mit Ketten angeschmiedet. Barbaras Lebenswandel wird auch nach dem Tode ihres Gemahls als ein äußerst schamloser getadelt. 12. Maria von Burgund war die Tochter Karls des Kühnen (§• 38, 2) und am 13. Februar 1457 zu Brüssel geboren. Die Feierlichkeiten bei der Taufhandlung dauerten 15 Tage und waren so großartig, daß die burgundischen Schriftsteller nicht Worte genug finden können, um alles ausführlich zu beschreiben. Die fürstlichen Gemächer waren bis auf die Schlasstätten mit den kostbarsten Möbeln und Teppichen geschmückt, Straßen und Kirchen prachtvoll verziert und alles Geschirr von Gold und Silber. Über 400 Fackeln wurden bei Anlaß der Taufe verbrannt. Maria erhielt in Alma von Salins und Maria Hallwyn zwei vorzügliche Erzieherinnen, welche auf die segensreichste Weise ihre Anlagen bildeten. Große Herzensgüte, ein edler Stolz, frommer Sinn und fester Charakter zeichneten die edle Prinzessin vor vielen ihrer Standesgenossen aus. Ihre physischen und geistigen Kräfte wurden gleichmäßig geübt. Sie las Sagen, Lieder und Geschichtsbücher, machte fortschritte in der Tonkunst, übte das Schachspiel und verstand das wildeste Roß zu tummeln, aus welchem sie gern den Freuden der Jagd nachging. Maria hatte das 16. Jahr erreicht, als Kaiser Friedrich Iii. mit ihrem Vater in Trier zusammenkam, um ihre Hand seinem ©ohne Maximilian zu sichern; allein die Unterhandlungen der Väter zerschlugen sich. Als nun vier Jahre später Karl der Kühne in der Schlacht bei Nancy (1477) gefallen war, versuchte der französische König Ludwig Xi. (§. 38, 3) das Herzogtum Burgund zu nehmen, um Maria zu einer Heirat mit dem Dauphin geneigter zu machen. Aber sie zog Maximilian vor, und dieser wurde am 20. August 1477 in ®ent mit Maria getraut. Eine ungeheure Pracht herrschte bei den Vermählungsseierlichkeiten. Sämtliche Herren waren schwarz gekleidet und trugen reichverzierte Helme, Barette und Mützen; Maximilian einen wertvollen silbernen Harnisch. Ebenso reich und kostbar war Maria angethan. Sie trug ein weißes.

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 22

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
_ 22 _ beraus glnzend waren die Vermhlungsfeierlichkeiten zu Witten-berg. An drei Tafeln faen die hohen Herren, unter denen die be-deuteudsteu Fürsten der damaligen Zeit vertreten waren; an ebeusovielen Tafeln wurden die geladenen Frstinnen von der erlauchten Gastgeberin bewirtet. So groß war die Zahl der Gste und so zahlreich ihr Gefolge, da allein 2200 fremde Pferde in Wittenberg und seinen Vorstdten untergebracht werden muten. In farbenprchtigen Turnieren zeigten die ritterlichen Herren ihre Kraft und ihre Gewandtheit in der Fhrung der Waffen, und auf die, Feste zu Wittenberg folgten ebenso glnzende zu Ansbach. 2. Ihre Persnlichkeit. Die uere Erscheinung der Kurfrstin wird von verschiedenen Schriftstellern als auerordentlich schn gerhmt. Durch ihre majesttische Gestalt und ihre frische Gesundheit unterschied sie sich vorteilhast von ihrer Umgebung; die reiche Flle ihres blonden Haares, wohlgeordnet von einem Perlennetze umschlossen, wute sie bald mit der markgrflichen Krone, bald mit einem von Kleinodien strahlenden Barett gar gefllig zu schmcken; als Freundin krperlicher Bewegungen liebte sie es, ihren Zelter leicht zu tummeln. Aus ihren Augen strahlte das Licht einer hochbegabten Seele, und mit Ernst und Scherz wrzte sie ihre geistreiche Unterhaltung. Viele Briese geben Zeugnis von der Geistes-frische, hohen Bildung und edlen Gesinnung der Kurfrstin Anna. 3. Die Hausfrau. Im eigenen Haushalte herrschte groe Ein-sachheit und eine vernnftige Sparsamkeit; auch von den Untertanen wurde ein Gleiches verlangt. Bei den glnzenden Festen aber, die mit der grten Pracht auf der Kadolzburg gefeiert wurden, so da der Hos des Kaisers nicht selten in Schatten gestellt wurde, kannte der kostspielige Auswand fast keine Grenzen. Geschmckt mit seidenen Gewndern, die mit kostbaren Perlen und Edelsteinen besetzt waren, suhr die Kurfrstin bei solchen Gelegenheiten auf einem vergoldeten Wagen. Selbst die Pagen trugen dann rotseidene Kleider, und der den Pserden lagen purpurrote Sammetdeckeu. 4. Die Gemahlin. Ihren: Gemahl war die Kurfrstin in inniger Liebe zugetan, und wie herzlich der Verkehr mit ihm gewesen ist, geht aus mehreren Briefen hervor, die sie an den Knrsrsten gerichtet hat. War er sern von ihr, dann betete sie innig fr sein Wohlergehen und lie manche heilige Messe fr ihn lesen, war er krank, dann pflegte sie ihn mit zrtlicher Sorgfalt, hatte er trbe Stunden, fo wute sie ihn durch ihren natrlichen Frohsinn zu erheitern. Den Kindern der ersten Gemahlin Albrechts wurde sie eine ebenso treue und liebende Mutter wie den eigenen, den Untertanen war sie eine sorgsame, kluge Frstin.

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. uncounted

1918 - Leipzig : Voigtländer
11. Schützenfest (um das Jahr 1500). Frohe Volksfeste liebte der Deutsche, bis der Jammer des dreißigjährigen Krieges dem behaglichen Wohlstände und zugleich dem Frohsinn ein Ende machte. 3u den Hauptereignissen des bürgerlichen Lebens gehörten die Schützenfeste. Zu großen derartigen Festen lud die eine Stadt oft viele andere ein; in kleinerem Umfange aber hielt fast jede für sich alljährlich ein Festschießen ab, wie es unser Bild darstellt, vom Schießplätze in festlichem Zuge unter dem Donner der neuerfundenen Böller heimkehrend, schreitet an der Spitze der Schützengilde stattlich der neue Schützenkönig. (Eine Knabe trägt ihm die Armbrust samt dem Spanngerät, ein anderer die wohlgetroffene Scheibe, ein dritter den errungenen Ehrenpreis, einen prächtigen Silberbecher. Banner und Halskette, die Zeichen der neuen Würde, trägt der König selbst. Grüßend schwingt er das Barett mit der geschlitzten Krempe gegen das befreundete ritterliche Ehepaar. Den Zug eröffnen die Stadtpfeifer: neben dem Baßhorn, der Zinke und der Trommel sehen wir den beliebten Dudelsack. Hinter den Musikanten belustigt die Zuschauer durch allerlei Sprünge der Pritschenmeister mit federgeschmücktem Spitzhute und mit Schellen an Ärmeln und Halsband, stuf dem Schießplätze hat er feine Holzpritsche oft unsanft auf Unbotmäßige ober allzu übermütige sausen lassen; niemanb bars das dem spaßigen Hüter der ernsten (Ordnung übelnehmen. Später, beim Wein, weiß er manch witziges Wort. Die andern Schützen mit dem Gildenfahnen folgen ihrem Könige, und lustig dreht sich hinten das junge Volk im Tanze. 12. Deutsche Stadt im 16. Jahrhundert. Unser Bild zeigt im Hintergründe die romanische Hauptkirche der Stadt, den Dom. Hechts daneben erhebt sich ein Turm, wie ihn die Stadttore zu tragen pflegten. Die Wohnhäuser, zum Teil mit Erkern geziert, kehren der Straße ihre Giebel zu. Die Erker der Steingebäude tragen gotische Türmchen. Das Schnitzwerk der Holzhäuser wird oft durch lebhafte Farben hervorgehoben. Über den freien Platz zieht ein schwerbelabener Lastwagen an einem kunstreichen, mehrarmigert Röhrbrunnen vorüber, bessen Wasser sich in ein großes, mit einem „Gänsemännchen" geschmücktes Becken ergießt. Reisige mit langen Piken geben dem Gefährt das Geleite; sie haben aus der unsicher» Landstraße die teure Ladung geschützt. Links schreiten uns Vertreter des Riten entgegen: ein Patrizier in pelzverbrämtem Tvtantel und ein Mönch. Bus der rechten Seite dagegen, wo im offenen Laden ein Goldschmied seine Ware feilhält, steht der protestantische Prediger im Gespräche mit einem angesehenen Kaufherrn und dessen Gattin. Zwei Landsknechte mit Federbarett, geschlitztem Wams und breiten Schuhen, auch ein kräftiger Handwerksmeister, dessen Wort gewiß in seiner Zunft etwas gilt, hören dem „Buchführer'1 zu, der ihnen vielleicht das neue Testament in deutscher Sprache anbietet oder einen schönen Holzschnitt Kleister Dürers, fln dem Geländer aber hinter ihm hängt das am meisten begehrte Bilb; es stellt Luther dar, den Klann des Jahrhunderts.

6. Geschichte der neuesten Zeit - S. 67

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Wiener Kongre. Iii 122i. 67 die er mit der Altmark, mit Magdeburg und Halberstadt zu der neuen Provinz Sachsen vereinigte. Die Saalepsse und die Elbefestungen Torgau und Wittenberg sowie die stliche Lausitz mit Grlitz wurden preuisch. Aus der polnischen Lndermasse fiel Westpreuen mit Danzig und Thorn nebst dem Netze-Distrikt und Posen an Preußen zurck, das dieser Striche zur Deckung seiner Hauptstadt und zur Verbindung der Pro-vinzen Preußen und Schlesien bedurfte. sterreich erhielt Galizien zurck. So beschrnkte sich das mit Rußland durch Personalunion" verbundene Knigreich auf Kongrepolen". 4. Neben den Verhandlungen gingen rauschende und kostspielige Feste her, die unser guter Kaiser Franz" seinen Gsten gab. Da widmete man sich ganz der Freude an der neugewonnenen Friedenszeit. Alt-Wien" erwies sich als die rechte Stadt der Feste, die auch die Bevlkerung in allen Schichten mitvorbereitete und mitfeierte. Gebude und Jnneneinrich-hing, Gewnder und Schmuck, Marstlle und Grten: alles brachte den Gsten festliche Stimmung entgegen. Unter dem Einflu groer Bestellun-gen hob sich der Gewerbflei und der Geschmack: die Bronze- und Gold-schmiedekunst blhten auf; Wien zhlte sechshundert Seidenfabriken; die Kunsttischlerei verstand es, die Mbel in Stil und Farbe feilt abzutnen und zueinander und zu den Rumen in Einklang zu bringen. Die Tracht, wie sie nach den Schreckenstagen in Paris aufgekommen war, wurde weiter-entwickelt: die Männer trugen blaue Frcke mit goldenen Knpfen, im Sommer mit gelben Nankinghosen, die Damen griechische Gewnder mit hoher Grtung, Hut und Haube auf eng anliegendem Haar. So begann eine neue Form des Daseins, eine neue Lebenskunst, die sich den verschiedenen Stnden, zunchst in der schnen Donaustadt, mit-geteilt und bis heute weitergestaltet Hat. Daneben aber ging der Lnder-schacher ungestrt weiter. 2. Die neue Karte Europas und der Bundestag. 1. Es war unmglich, den Rheinbundstaaten die Lndergebiete oder doch den Gebietsumfang, womit Napoleon sie ausgestattet Hatte, wieder abzunehmen: nur gegen dieses Versprechen hatten die bedeutendsten sich zu dem Bunde gegen Frankreich herbeigelassen. Daher konnte man auch die deutschen Gromchte nicht in der alten Form, sondern nur in ihrem alten Grenverhltnis wiederherstellen. So ergaben sich folgende Neugestaltungen: Frankreich behielt die Grenzen, die vor der Revolution ihm zu-gehrten. Nur einige Kolonien in Westindien verblieben England, das auch das hollndische Kapland und den westlichen Teil des hollndischen 5*

7. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 130

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Izo Vierte? Abschnitt. unvertilgbar in sein Gedächtniß geprägt/ daß dem Greise noch manche von ihm, als Jüngling, durch- reiset Landschaft mit allen ihren Theilen vorschwebte. Sonderbar überraschte michs, als ich mit ihm durch eine solche Gegend fuhr, und er unweit einer Brük- ke — denn er pflegte sich Hann und wann durch Fragen zu orientiren — mich auf ein vorzüglich schönes Thal aufmerksam machte. Was die Berg- kette da für ein Amphitheater bildet! sagte er, und siehst du dort — indem er mit dem Finger hinwies — ganz in der Ferne den Berg, der über die an- dern hervorragt, mit dem alten Castell? u. s. w. — So trug Pfeffsl überall eine Welt, reich an Wun- dern mit sich, an welcher sein inneres Auge sich wei- dete. Auch gab es in dieser Welt der neuen Erschei- nunaen genug, weil er, um mit den Sehenden fort- zuleben, sich jeden, auf eine Art interepqnten, Ge- genstand, dessen man gegen ihn erwähnte, beschrei- den ließ. Da würd' es denn einer Einbildungskraft, wie die seinige, nicht schwer, das oft nur Angedeu- tete sich auszumahlen, und wieder Andern, die es nicht kannten, durch die Beschreibung desselben Freude zu machen. Ich hörte ihn mit der Kunst, die er besaß, alles zu versinnlichen und zu vergegen- wärtigen, von den neuen Anlagen um Colmar, von neuen Münzen, Gemählden, Prachtausgaben; von Uniformen der Regimenter; sogar von ausgezeich- neten Frauenzimmer - Moden sprechen, und zwar von den letztern mit einem ganz eigenen Wohlgefal- len am Farben-Himmel. — Du begreifst, lieber Bruder, wie dieses schon unserm guten Pfeffel zu einiger Entschädigung gereichte. Hierzu kam seine Fertigkeit, Stimmen zu unterscheiden, und im Ge- dächtnisse zu behalten, so daß er nach Jahren noch Personen, mit denen- er ein paar Mal geredet hatte, gleich an der Stimme wieder erkannte. Das Organ der Sprechenden war für ihn, was für uns Phy- siognomie ist, in so fern nämlich diese oder jene Gesichtsbildung uns auf den ersten Blick anzieht oder zurückstößt. Eine wohlklingende Stimme lenkte fein Herz zu sich hin; so wie dre kreischende ihm in

8. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 86

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 86 — die meist die Wohnungen des Häuptlings und seiner Frauen enthalten, stehen ohne Ordnung Hütte neben Hütte, dazwischen einige Pisangs und Bananen, hin und wieder wohl auch ein kleines Kokos-, Jams- oder Kassava-Feld. Überall liegen vor den Häusern leichte Kanoes oder Netze zum Trocknen. Da der freie Dualla außer dem Fischfänge und dem Ruder- sport jeder körperlichen Arbeit entschieden abhold ist, so müssen die Frauen, die den Reichtum des Mannes ausmachen, die Feldarbeit versehen. Die Duallas sind hochgewachsene, kräftige, schön gebaute Menschen. Die Männer haben vielfach gebogene Nasen und namentlich in der Jugend ausgeprägt semitischen Typus. Sie gehen im allgemeinen mit einem leichten Hemd (sogenannten Singlet) und einem großen Tuch, dem Labalaba, bekleidet, das kunstvoll um die Hüsten geschlungen wird. Die Frauen tragen auf dem Felde nur leichte Lendentücher, oft auch eiu großes, die Brust verdeckendes Tnch um deu Hals geknüpft, während sie im Hause und auf der Straße meist schon mit langen, leinenen Hängekleidern geschmückt sind. Namentlich Sonntags und gegen Abend sieht man die Dualla- Jünglinge und -Mädchen überall im Dorf und auf deu Straßen in den schreiendsten, modernsten Kostümen einherstolzieren. Mit ihren hohen Hals- kragen, in Lackschuhen und Manschetten, Tournüre und Federhut machen sie ganz den grotesk- komischen Eindruck des Negers aus den Fliegenden Blättern . . . Besonders beliebt, wie übrigens bei den meisten Negerstämmen, sind auch bei den Duallas nächtliche Tänze und Geheimfeste, und bei klarem Mondschein hallt die ganze Joß-Platte wieder von dem dumpfen Trommeln und einförmigen Singen, das von grellen Kehllauten der Tanzenden oft jäh unterbrochen wird. Die Lente sammeln sich auf eiuem freien Platz im Dorf. In der Mitte sitzen die Trommler, welche die großen ausgehöhlten Baumstämme, die mit Leder überspannt sind, schlagen und so den Rhythmus des Tanzes angeben. Getanzt wird bei den Duallas meist in der Weise, daß die Leute im Gänsemarsch hintereinander im Kreise herumziehen und nach den Klängen der Musik die unglaublichsten Verrenkungen des Ober- körpers ausführen, während die Beine, in gleichem Tempo vorwärts gesetzt, nach den Klängen der Musik den Boden stampfen. Es ist geradezu er- stauulich, welche Beweglichkeit manche Leute in den Rücken- und Armmuskeln entwickeln. In dieser Art des Tanzes sind die Duallas, namentlich wenn ihnen der nötige Rum die gehörige Begeisterung verleiht, unermüdlich. An gewissen Tagen und Festen, zu Totenfeiern und Hochzeiten, werden auch ganz besonders mummenschanzartige Tänze aufgeführt, wobei Tiere, wie das Krokodil, der Leopard und der Elefant, eine große Rolle spielen. Auch heidnische, religiöse Geheimfeiern wurden früher oft unter den eingeweihten, verschiedenen Geheimbünden abgehalten. Dann wagte sich niemand aus dem Hause, und bei den oft gräulichen Zeremonien soll es anch an Menschen- opfern nicht gefehlt haben. Ich selbst habe Gelegenheit gehabt, mit solchen abergläubischen Geheimbündlern strafend in Berührung zu kommen, die lange Zeit, als Tiger verkleidet, im finstern Busch ihr Unwesen trieben, einzelne Passanten, Frauen und Kinder töteten und so ganze Gegenden in Schrecken setzten, bis sie auf Geheiß des Gouverneurs durch meine Soldaten ihr Schicksal ereilte. Zu gewissen Zeiten des Jahres werden anch große Ringkämpfe (Pala-

9. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 170

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
170 versehen werden konnte. Neben der Schießwand waren in dem Bau selbst zuweilen vorspringende Schutzhäuschen oder Türmchen für die Zieler, von denen aus sie die Wand beobachten konnten, ohne getroffen zu werden. Ganz oben ans dem Bau war ein künstliches Uhrwerk, ein Zifferblatt mit den Ziffern eins bis vier, darüber ein Glöckchen, auf der höchsten Spitze stand in der Regel eine bewegliche geschnitzte Figur, oft Fortuna auf einer Kugel, welche nach einem schlechten Schuß dem Schützen den Rücken zukehrte, oder ein Männlein auf einem Turme, welches nach einem guten Schuß eine Fahne schwenkte, dem schlechten Schützen höhnend einen Esel bohrte." Zur Aufrechthaltung der Ordnung auf dem Festplatze berief der Rat eine Anzahl von sogenannten Pritschmeistern. Sie waren zuweilen sehr stattlich herausgeputzt. „1614 trugen ihrer fünf in Koburg die fürstlichen Hausfarben, gelbes Wams von Seide, schwarze Hosen, gelbe englische Strümpfe, lange schwarz und gelbe Kniebänder, schöne Korduau-schuhe mit seidenem Band, einen spanischen Sammethut mit gelben Federn, darüber eine Kasseke mit fliegenden Ärmeln, rot gelb schwarz, vorn und hinten mit Wappen bestickt, dazu die große Pritsche, und um das Knie ein Band mit mächtigen Schellen, welche laut rasselten. Die Pritsche war von Leder oder von gespaltenem klatschenden Holze. Mit ihr fegten die Meister die .Freiheit' des umsteckten Raumes von dem andrängenden Volke und straften die Vergehen gegen die Ordnung. Wer zwischen die Schützen und ihr Ziel rannte, sobald die Uhr aufgezogen war, wer die Schützen in ihrem Stande störte, in Trunkenheit und Übermut Unarten wagte, aus Mutwillen oder Tücke fremde Waffen beschädigte, verfiel ihrem Gericht, ohne Rücksicht auf seinen Rang. Und dies Gericht wurde sehr auffällig geübt. Denn auf dem Schießplatz erhob sich zur Seite ein weit sichtbares Gerüst, darauf zwei bunt bemalte Bänke. Dieser Bau hieß mit altem, herbem Scherzwort der ,Rabenftein‘, später des ,Pritschmeisters Predigtstuhl'; zu ihm wurde der Schuldige unter vielen lächerlichen Bewegungen gezogen, dort über eine Bank gelegt und mit der Pritsche in einer Weise bearbeitet, welche die alte Kunstsprache zierlich durch die Worte ausdrückte: es wurde ihm der Kopf am H— weggeschlagen. Dazu hielt der Pritschmeister eine Rede, welche dem Sträfling das Lästige seiner Lage nicht verringerte." — Zu Gehilfen des Pritschmeisters wurden einige der unnützesten Knaben der Stadt erwählt und wie ihr Herr und Meister in Narrentracht gesteckt.

10. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 173

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
173 und angeschrieben. Die Zieler zogen die Bolzen heraus, besserten entstandene Schäden aus und schoben eine neue Scheibe ein. Nachdem jede Abteilung ihren Schuß abgegeben hatte, führte der Pritschmeister die Schützen mit Musik nach dem Schießhause. Dort wurden die minder guten Bolzen in eine Trnhe geworfen, die guten aber in einem wertvollen Behälter aufbewahrt. Der beste Schuß hieß Zlveckschuß, er mußte deu in der Mitte der Scheibe sitzenden Zweck (— Nagel) getroffen haben. Dieser Schuß erhielt einen Ehrenplatz, ebenso bekam der schlechteste, der sogen. ,weite Schuß', eine auffallende Stelle. Bei der Verteilung der Preise, die gleich nach dem ,ersten Schuß' begann, berücksichtigte man zunächst die glücklichen Schützen, es fanden sich aber immer auch solche, denen kein Preis zuerkannt werden konnte. Diese wurden an einigen Orten von dem Pritschmeister zu ,Rittern' geschlagen. Sie erhielten dadurch das Recht, mit Unglücksgefährten um besondere Fahnen und kleine Gewinne zu kämpfen, damit sie doch nicht ganz leer ausgingen. Wer einen Zweckschuß gethan hatte, empfing seinen Gewinn unter ganz besonderen Ehrenbezeugungen. Der Pritschmeister bestieg seinen Predigtstuhl, rief den Namen des Glücklichen, der nun vortrat, und hielt ihm eine Rede in Knittelversen. Der Redner rühmte das Verdienst des Schützen und pries den Gewinn. Darauf überreichten Beamte der Stadt dem Sieger eine schone seidene Fahne, an welcher eine silberne Klippe, d. i. eine für diesen Fall besonders geprägte, oft drei- oder viereckige Münze, hing. ferner einen zinnernen Teller mit einer gebratenen Forelle, eine Semmel und ein Glas Wein mit einer Pomeranze. Musikanten, Trompeter oder Pfeifer führten ihn zu seinem Sitz zurück. Wenn die Gewinner es wünschten, empfingen sie den Geldwert des Preises. Die Beschaffung der Gewinne ermöglichte der Rat zum Teil durch die Einzahlungen der Schützen, die von Fest zu Fest höher wurden. Während sie anfangs 2 Gulden betrugen, stiegen sie in den letzten fünfzig Jahren der Freischießen bis aus 8 Gulden, etwa 54 Ji. nach heutigem Geldwert. Wurde der Zweckschuß besonders geehrt und belohnt, so harrte des ,weiten Schusses' eine besondere Demütigung. Nach der Verteilung aller andern Gewinne rief der Pritschmeister den Unglücklichen hervor, dessen Bolzen am weitesten vom Ziele abgeirrt war. „Der Pritschmeister verneigte sich vor dem mit Gewalt herbeigeholten Schützen und sprach: .Seht zu, schöner Schütz, daß ihr eure Kunst besser lernt. Ich habe hier einige freie Knaben, die euch das Treffen beibringen werden.
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TM Hauptwörter (200)200

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